Das ein sehr alter Mensch durchaus noch 6 Generationen von Nachkom- men zu seinen Lebzeiten sehen kann und somit 7 Generationen zur glei- chen Zeit leben können, bestätigt eine alte Geschichte. Sie soll sich in der Gegend vor dem großen Walde zu getragen haben, den einst der Graf Reinhard unter so seltsamen Umständen gesät hatte und der dann nach ihm der Reinhardswald geheißen wurde.
Dort lebte vorzeiten eine uralte Frau, der die seltene Gnade zu teil wurde, zu ihren Füßen noch ihre Ur-ur-ur-ur-Enkelin beim Spiele zu betrachten. Eines Tages nun hielt diese kleine Ahntochter, die ihr zur Obhut gegeben war, plötzlich in ihrem Spiele inne und fing bitterlich zu weinen an. Als die Ahnmutter vergeblich nach dem Grunde dieser unstillbaren Traurigkeit forschte und all ihr Bemühen dem Kinde keinen Trost brachte, wollte sie eben nach der Mutter des Kindes rufen. Aber das Gedächtnis narrte sie, denn augenblicklich wollten ihr die Namen ihrer Tochter-Töchter nicht ein- fallen, was bei ihrer zahlreichen Nachkommenschaft auch nicht zu verwun- dern war.
Da aber ging, ganz zur rechten Zeit, ihre eigene Urenkelin, die die Urgroßmutter des kleinen Mädchens war, bei ihr vorüber. So rief sie dieser zu, weil sie es in diesem Augenblick nicht anders aus- zudrücken wußte, daß sie doch der Tochter ihrer Tochter bitte sagen möge, daß deren Tochter weinen würde:
"Ach, du Tochter der Tochter meiner Tochter, [Ach, du Dochter deer Dochter miener Dochter]
sei so gut und so sage doch der Tochter deiner Tochter, [sieh so goot un särch doch deer Dochter diener Dochter]
dass ihre Tochterweint ..." [datt ähre Dochter grienen deut ..."]