■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■ I. Das geheimnisvolle Zeichen
Wann, wo und wie dieses sehr geheimnisvolle Erkennungszeichen der reformierten Protestanten Frankreichs genau entstanden ist, lässt sich historisch nicht mehr eindeutig belegen. In seiner äußeren Gestalt geht es jedenfalls auf das alte Malteserkreuz zurück. Der katholische Abbè Valette, Prior von Bernis, berichtet um 1740 erstmals in seiner Schrift "Der Aufruhr in den Cevennen" über Entstehung und Bedeutung des Hugenottenkreuzes, des Saint Esprit.
Demnach wurde es in Nimes, dem protestantischen Rom Frankreichs, um das Jahr 1688 von dem katholischen Gold- schmied Maystre geschaffen, wobei ihm sehr wahrscheinlich der von König Henri III. im Jahr 1578 gestiftete katholische Orden vom Heiligen Geist als Vorlage diente. So war es den Reformierten möglich, ein Kreuz mit sich zu tragen, das von den verhassten offiziellen katholischen Kreuzen abwich, aber nicht zu sehr auffiel, weil es sich in der Form an an das vor- genannte Ordenskreuz anlehnte. Maystre soll der Legende nach erlebt haben, wie in der Nähe der Stadt Lyon vier junge protestantische Pfarrer verhaftet und trotz Kerkerhaft und Verhören u nter der Folter ihrem reformierten Glauben nicht ab- schworen und daraufhin den Scheiterhaufen besteigen mussten. Er soll sich nach diesem erschütternden Erlebnis mit der Lehre Calvins befasst haben und dann selbst auch Protestant geworden sein.
Von Nimes aus verbreitete sich das Kreuz sehr schnell im Süden Frankreichs und wurde dort Kreuz von Languedoc ge- nannt. Mit der Flucht der Hugenotten gelangte es in die protestantischen Länder Europas, in denen sie sich niederließen. Kreuz der Hugenotten wurde es erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts genannt. Es war nie religiöser Kultgegenstand in den reformierten Gottesdiensten, das verbietet der Calvinismus, sondern entwickelte sich von einem Erkennungszei- chen zu einem Symbol der Glaubenstreue - einem Symbol der Reformierten Kirche schlechthin und schließlich auch zumSchmuckgegenstand der Hugenottennachfahren. ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■
Le SAINT ESPRIT
Das KREUZ von LONGUEDOC
Nimes 1688
La CROIX HUGUENOTE
Das KREUZ der HUGENOTTEN
1688 Nimes
La CROZE UGENOTTA
Der HEILIGE GEIST
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Dem Hugenottenkreuz wird eine vielfältige Symbolik unterstellt. Ob diese schon bei der Entstehung festgelegt wurde oder sich erst langsam entwickelt hat oder erst in späterer Zeit nachträglich hinein interpretiert wurde, lässt sich nicht mehr nachnachvollziehen. Für die ursprüngliche Form des Kreuzes ohne Anhänger sind folgende Deutungen sind bekannt:
■ das Kreuz mit seinen vier Armen bildet ein Motiv, das mit seiner Kreisform an die Dornenkrone und das Opfer Christi erinnern soll
■ die vier Dreiecke zwischen denKreuzarmen stehen für die vier Evangelien
■ die Lilien zwischen den Kreuzarmensind einmal als Symbol der Unschuld zu deuten und als Fleur de Lis oder Bourbonen-Lilien stehen sie für die unumstößliche Treue der Hugenotten zu König und Vaterland[denn trotz des Leides, das ihnen von beiden angetan wurde, schlossen sie beide in ihre Fürbitten bei Gott ein]
■ die Lilien bilden in den Kreuzecken stilisierte Herzen, die für die in alle vier Himmelsrichtungen ausstrahlende Liebe Gottes und die Weisung Christi zur Nächstenliebe stehen [Johs. XIII, 34] - nach einer anderen Deutung stehen sie auch für die Loyalität und Verbundenheit der Hugenotten zu dem Reformator Jean Calvin [2]
■ die acht Licht-Perlen auf den Enden der Kreuzarme stehen für die acht Seligpreisungen der Bergpredigt und nach anderer Auffassung als das Licht des Evangeliums zu deuten, das ebenfalls in allen Himmelsrichtungen ausstrahlt. Denn das Wort
" L u x l u c e t i n t e n e b r i s "
"Das Licht erscheint in der Finsternis" [Johannes 1,5]
war und ist der Wahlspruch der Waldenser und Hugenotten bis in die heutige Zeit geblieben. Schon bald nach seiner Ent- stehung wurde der St. Esprit durch einen Anhänger ergänzt. Mittels eines Ringes wurde eine herabfliegende Taube an- gehängt, die die Ausgießung des allgegenwärtigen Heiligen Geistes symbolisiert.
Als Pendant zur Taube entstand ein tropfen- oder birnenförmiger Anhänger, der drei symbolische Deutungen zuließ:
■ der Tropfen stellte eine Feuerzunge dar, die für die Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten stand [Apg. 2, 3]
■ nach einer anderen Version soll dieser Tropfen einem "Tisson", einem "Stößel" zum zerstoßen von Salz in einem Mör- ser nach empfunden sein, mit der Bedeutung, dass auch die kalvinistische Reformation in Frankreich wie das Salz in einem Mörser gewaltsam zerstoßen wurde, ohne dabei an Würze zu verlieren, in Anlehnung an die Bergpredigt, wo es heißt:
"Ihr seit das Salz der Erde" [Matthäus 5, 13]
■ in der jüngsten Version als Träne symbolisierte der Anhänger die grausame Verfolgung der Reformierten Kirche, die sich wegen des den Protestanten zugefügten unmenschlichen Leides und der von ihnen deswegen vergossenen Tränen auch als eine Kirche der Tränen verstand.
Wurde das Kreuz bei einem Protestanten gefunden, so wurde es konfisziert und er musste ein lateinisch-katholisches Kreuz erwerben. Gewaltsam zur Römischen Kirche konvertierte Hugenotten wurden gezwungen ihr Hugenottenkreuz zu verkaufen, meist an Juweliere, die den Verkauf bestätigen mussten.
2] Jean Calvin [* 1509; + 1564], französischer Reformator; machte Genf zum Zentrum und "Rom" der Reformierten Kirche; der "Calvinismus" ist seine
■ Lehre: die Bibel ist das alleinige Fundament aller Wahrheit - das Bibelwort steht im Mittelpunkt des Gottesdienstes - also die Kanzel mit der Predigt und nicht der Altar !
■ Prädestination: dem Menschen sind Himmel & Hölle vorbestimmt - er kann seine Bestimmung weder durch Gebete noch gute Werke beeinflussen - allein Gott bestimmt, was der Mensch ist - und ob er "in der Gnade lebt" !
■ Ritus: pompöse Priestergewänder sowie jeglicher Schmuck & Zierrat in den Kirchen werden abgelehnt [Bildersturm]
■ Abendmahls-Formel: "dies 'b e d e u t e t' mein Leib" und "dies 'b e d e u t e t' mein Blut" und nicht "dies ' i s t ' mein Leib" und "dies ' i s t ' mein Blut" , wie die Formel in der Lutherischen Kirche und in der Römischen Kirche gebraucht wird !