Die Passion für die Genealogie, der ich seit 1978 einen Großteil meiner Freizeit mit Vergnügen geopfert habe, hat mir mein Vater vererbt. Er musste vor über 80 Jahren als standesamtliche Voraussetzung für seine Heirat mit meiner Mutter einen Ahnenpass für beide Brautleute vorlegen. Leider gingen seine Forschungen in den Wirren am Ende des Zweiten Weltkrie- ges 1945 fast vollständig verloren, so dass ich unter seiner Anleitung über 30 Jahre später wieder von vorn anfangen musste. Er gab mir das wichtigste Werkzeugaller Ahnen- und Familienforscher mit auf den Weg:
er brachtemir das fließende Schreiben & Lesen der altdeutschen Schrift bei.
Anfangs wollte ich eigentlich nur die Lebensdaten meiner Alteltern [den Eltern meiner 8 Urgroßeltern] der über den Krieg gerettetenelterlichen Rest-Ahnentafel hinzufügen. Bei den Recherchen in den Kirchenbüchern und Archiven wurde ich dann aber von diesem speziellen Virus infiziert, dessen Krankheitsbild allen Ahnenforschern bestens bekannt ist:
ich konnte nicht mehr aufhören nach weiteren Voreltern und verwandtschaftlichen Beziehungen zu forschen.
Lohn aller kostenintensiven Mühen waren viele interessante, aber auch verwirrende und sogar schockierende Einblicke in das Familienleben meiner Vorfahren und eine riesige Datensammlung. Nicht nur bodenständige Ackermänner und Handwerker, gutbürgerliche Schulmeister, Verwaltungsbeamte, Pastoren und glaubenstreue Hugenotten und Waldenser waren da zu finden. Vielmehr entdeckte ich neben vielen ledigen Müttern[meist arme und sehr junge Opfer falscherMo- ralvorstellungen],unehelichen Blaublütern und armen Bettelmännern auch moralisch äußerst fragwürdige Berufsträger, die im Namen der Religion und des Gesetzes als Inquisitoren, Hexenrichter und sogar als Nachrichter und Henker ein Men- schenleben " legal " beenden durften. Das Letztere war für mich eine äußerst erschütternde Erkenntnis!
Das Alltagsleben unserer Voreltern war geprägt vom Kampf ums tägliche Überleben gegen eine noch nicht beherrsch- und erklärbare Natur und eine oftmals brutal-willkürliche adelige Obrigkeit. Mord, Totschlag, Zank und Streit sind in den Bußregistern verzeichnet. Es herrschten eine erschreckende Unwissenheit sowie ein monströs-grotesker und gefährlicher Aberglaube, besonders in den Zeiten des Hexenwahns & der religiösen Intoleranz. Viel persönliches Leid, Not, Krankheit und Katastrophen aller Art kamen noch in Fülle dazu. Das alles sind jedoch Spureneinstmals lebendiger Menschen, von denen nichts als einige wenige dürre Zeilen ihrer Pastoren und Amtsschreiber auf verblassendem & zerbröckelndem Papier geblieben sind, o h n e deren vergangene Existenz unser eigenes Leben aber niemals hätte stattfinden können. Das Fazit meiner inzwischen gutfünfundvierzigjährigen Forschungsarbeit ist daher:
Die Genealogie soll und muss uns zeigen, wer und was unsere Vorfahren tatsächlich gewesen sind
und nicht etwa, was sie nach unseren Vorstellungen gewesen sein sollten !
Damit nun die umfangreichen Ergebnisse meiner Arbeit nicht in den Aktenordnern in meinen Schränken ungenutzt ver- stauben, habe ich einen kleinen Teil dieser Daten im Internet veröffentlicht. Damit sind sie für Familienforscher in aller Welt, meinen vielenin- und ausländischen Namensvettern,Verwandten und auch für einfach nur historisch interessierte Leserzugänglich.
Oftmals ist die Quellenlage zu einer Familie oder Person sehr dürftig und lässt unterschiedliche Deutungen zu. Daher em- pfehle ich jedem Nutzer, die ihn interessierenden Datennochmals gründlich zu überprüfen & dabei eventuell seine eige- nen Fehler zu machen.
Denn: Manchmal kann tatsächlich alles auch ganz anders gewesen sein!
Köln im Jahr 2005
■ ■ ■ ■ ■ REINHARD WILHELM GERMEROTH ■ ■ ■ ■ ■
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Vor dem Druck wurde sorgfältig Korrektur gelesen. Jedoch auch hier gilt, was schon Chronisten in alter Zeitanzumerken pflegten:
" Die übrigen etwan eingeschlichenenFehler wird der ge= neigte Leser, in Betrachtung, daß in der Welt nichts vollkommen, selbst gütigst zu corrigiren belieben: Wo = bey man nochmals solenniter protestiret, daß nieman = den aus Affecten oder Vorsatzetwas zum Nachtheil gesetzet worden."